DIE NEUE FLOW!

Ab sofort am Kiosk oder per Post zu dir nach Hause bestellen:
die neue Ausgabe von Flow  ist da.

Die neue Flow ist ab heute am Kiosk und in unserem Onlineshop zu haben. Das sind die Themen in dieser Ausgabe:

🔹LASS DICH VON DER WELT VERZAUBERN
Oft ist unser Tag gefüllt mit vielen Aktivitäten, und doch fühlen wir uns innerlich leer. Was dagegen hilft, ist, unsere Sinne zu schärfen – schon fühlen wir uns wieder lebendiger. Wie das gelingt

🔹WAS MACHST DU GERADE?
Das haben wir drei Menschen gefragt, die uns inspirieren: Landschaftsplanerin Pia Reschberger, Illustratorin Rani Temmink und Nina Greif-Reitzenstein, Gründerin eines Modelabels

🔹ZUFRIEDEN IM JOB
Um sich beruflich erfolgreich zu fühlen, muss man keine Karriere machen. Manchmal bringt es uns viel weiter, den vorgezeichneten Weg zu verlassen

🔹LEBENSLAUF: MONIKA FUCHS
Die 86-jährige Youtube-Köchin hatte viele Tiefschläge zu verkraften und ließ sich doch nie unterkriegen. Im Interview verrät sie ihr Rezept für Resilienz

🔹SCHMETTERLINGE IM KOPF
Nicht nur Kinder haben ADHS, auch Erwachsene kämpfen damit. Wie sie damit umgehen und welche wertvolle Fähigkeiten die Aufmerksamkeitsstörung mit sich bringt

🔹PORTRÄT: JANE BIRKIN
Sie verkörperte das Freiheitsgefühl und die Lebenslust ihrer Generation, ihr Stil inspiriert bis heute. Über das bewegte Leben der Schauspielerin und Sängerin

🔹TROSTREZEPT
Nach einem schweren Tag auf seiner Farm verwöhnt sich der britische Koch Julius Roberts am liebsten mit nahrhafte Spinat-Ricotta-Gnudi

🔹LEKTIONEN AUS DEM GARTEN
Ausgerechnet ein störrischer Stadtgarten machte aus unserer Autorin eine begeisterte Gärtnerin und lehrte sie so einiges Wertvolles darüber hinaus

🔹VOM GLÜCK DES ALLEINSEINS
Die Psychologin Nika Vásquez Seguí plädiert dafür, dass wir alle mehr Zeit mit uns selbst verbringen. Denn das stärkt uns und unsere Beziehungen

🔹LESETIPPS FÜRS FRÜHJAHR
Hier kommen die aktuellen Lieblingsbücher aus der Flow-Redaktion

🔹AUF DEM WASSER ZU HAUSE
Das Meer ist seit jeher ein Sehnsuchtsort. Für manche so sehr, dass sie entscheiden, auf einem Boot zu leben. Drei Erfahrungsberichte

Das Titelbild hat Anisa Makhoul gestaltet. Wir wünschen dir viel Freude beim Lesen und Entdecken!

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LESEPROBEN aus der neuen FLOW

FLOW Nummer 81

Lass dich von der Welt verzaubern

Oft sind wir mit vielen Dingen gleichzeitig beschäftigt und fühlen uns doch innerlich leer. Autorin Annemiek Leclaire geht der Frage nach, wie wir wieder Zugang zu unseren Sinnen finden und uns dadurch lebendiger fühlen

Eines Tages stellte die britische Schriftstellerin Katherine May fest, dass sie etwas Grundlegendes verloren hatte. Sie konnte nicht einmal beschreiben, was es war, aber ohne diese Fähigkeit fühlte sich ihr Leben fade an wie ein abgestandenes Glas Wasser. Als sie einige Wochen später mit ihrem Sohn in den Wald ging, um ihm die ersten Anzeichen des nahenden Frühlings zu zeigen, wusste sie plötzlich, was mit ihr los war. An diesem Ort trug der Wind Geräusche herbei, die sie erfüllten anstatt sie auszulaugen. Dieser Wald, schon der kleinste Teil von ihm, war eine sensorische Welt für sich, so empfand es die Autorin. „Wer ein bisschen gräbt, stößt sofort auf unterschiedliche Schichten von Leben: zarte Pilzgeflechte, Tierhöhlen, Baumwurzeln“, schreibt sie in ihrem Buch. Der Zauber der Welt. Mit der Sehnsucht, fortan anders durchs Leben zu gehen, wieder mehr zu staunen und sich verzaubern zu lassen, erkundet die Autorin ab diesem Moment die heilende Kraft der Natur: Sie geht schwimmen, macht Feuer, beobachtet einen Meteoritenschauer und schreibt über ihre Erfahrungen.

DIFFUSER NEBEL
Ich habe das Buch von Katherine May nach einer anstrengenden Phase meines Lebens gelesen und ihre Worte waren wie eine Offenbarung für mich. Diese seltsame Leere, von der May berichtet, war mir nur allzu vertraut: Meine Lebendigkeit war mir irgendwann abhandengekommen. Ich war so eingebunden in meine Alltagsroutine, dass mir mein Leben wie eine eintönige Aneinanderreihung von Tagen vorkam. Intensive Momente suchte ich vergebens, stattdessen hatte ich das Gefühl, nur so vor mich hinzuleben. Ich fühlte mich innerlich rastlos und war unfähig, ein paar Buchseiten konzentriert am Stück zu lesen, ohne abzuschweifen. Denn in meinem Kopf drehte sich das immer gleiche Gedankenkarussell. Was war los mit mir? Woher kam dieser diffuse Nebel, der mich umgab? „Sich so zu fühlen ist ganz normal, wenn man lange Zeit stark eingespannt ist“, sagt die Neuropsychologin Linde Nieman. Sie leitet im niederländischen Leiden eine Agentur, die Menschen dabei hilft, ihren Fokus wiederzufinden und sich besser zu konzentrieren. „Dein Gehirn ist überreizt. Es sieht deshalb ständig neue Gefahren und kann nur schwer zur Ruhe kommen. Aus diesem Grund bleibt es häufig in Grübelschleifen stecken, und oft fühlt sich der eigene Kopf dann wie ein Gefängnis an. Es kann guttun, die Aufmerksamkeit auf unmittelbare Sinneserfahrungen und die direkte Umgebung zu lenken. Dadurch können wir in den Moment zurückkehren. Und erkennen, dass es in diesem konkreten Augenblick oft gar keinen Grund für Stress gibt“, sagt mir Linde. Gerade wenn wir eine Vielfalt von Sinnesreizen wahrnehmen, helfe uns das, im Hier und Jetzt anzukommen, sagt die Achtsamkeitstrainerin und Psychotherapeutin Susan Bögels. Sonst drehe sich der Verstand im Kreis. Bögels ergänzt: „In der englischen Sprache gibt es die Redewendung ‚Coming to your senses‘, was so viel heißt wie ‚zur Besinnung kommen‘. Diese Formulierung drückt plastisch aus, warum unsere Sinne so wichtig für uns sind.“

Foto: Shutterstock

SONNE AUF DER HAUT
Mehr zu hören, zu fühlen, zu riechen und zu ertasten macht das Leben sprichwörtlich „sinnlicher“ und sorgt für eine gute Verbindung zwischen unserem Inneren und der Welt. Doch wie schaffen wir das im Alltag? Auf der Suche nach Antworten radele ich eines Nachmittags in ein Naturschutzgebiet bei mir in der Nähe und beschließe, die Lautstärkeregler für meine Sinne bewusst aufzudrehen. Ich spüre, wie sehr ich mich danach gesehnt habe, in die Natur und ihre Reize einzutauchen. Die wärmende Frühlingssonne auf meiner Haut zu spüren, einen Stein aufzuheben und seine glatte Oberfläche zu ertasten. Die Natur war die ganze Zeit hier, doch wo war ich? Ich setze mich ins Gras, schließe die Augen und lausche dem Rauschen der Bäume im Wind. Es ist, als puste er etwas von dem trüben Nebel beiseite, der mich in letzter  Zeit umgab. Weshalb nur flüchten wir auf der Suche nach Erfüllung so oft in die digitale Welt, obwohl uns die echte Welt in wenigen Momenten zu uns selbst bringen kann?

FREUDE SPÜREN
Die Suche nach einem sinnlicheren Lebensgefühl ist ein Resultat unserer modernen Lebensweise, ist sich die amerikanische Autorin Gretchen Rubin sicher. Rubin hat vor Kurzem das Buch Life in Five Senses veröffentlicht. Ihre Kernaussage: Wir ignorieren unsere Sinne, und das mache uns unglücklich. „Unsere Sinne tragen dazu bei, uns aufzumuntern, zu beruhigen, im Moment zu leben, mehr Freude und Energie zu schöpfen und Beziehungen zu vertiefen“, schreibt sie. Aber: „Heute ist es leichter denn je, in seinem Kopf oder an einem Bildschirm festzusitzen und die Welt zu vergessen.“ Sich auf seine Sinne einzulassen könne unsere Aufmerksamkeit erhöhen und unsere Fähigkeit neu entfachen, uns für etwas zu begeistern, zu staunen oder Verbundenheit und Dankbarkeit zu empfinden.

Ein Arzttermin brachte Rubin an einen Wendepunkt in ihrem Leben: Ihr Augenarzt eröffnete ihr, dass sie aufgrund eines Augenleidens ein größeres Risiko hatte, einen Teil ihrer Sehfähigkeit zu verlieren. Betroffen lief sie auf dem Heimweg durch die Straßen New Yorks und betrachtete mit offenem Blick, was sie vielleicht bald alles nicht mehr sehen würde. Erst in diesem Moment wurde ihr klar, dass sie in letzter Zeit nicht mehr wirklich hingesehen hatte. Sie war viel zu sehr in das vertieft, was in ihrem Kopf vor sich ging, und verlor dadurch den Kontakt zu ihrer Umwelt, zu anderen und sich selbst.

Nach dieser Erkenntnis begibt sich Gretchen Rubin auf die Mission, ihre Sinneswahrnehmungen zu intensivieren, indem sie etwa selbst Parfüm herstellt oder sich extremer Kälte aussetzt. Sie beschließt auch, jeden Tag ins Metropolitan Museum of Art in ihrer Nachbarschaft zu gehen und
stellt sich selbst Aufgaben für ihre Besuche. Zum Beispiel sucht sie nach Dingen, die sie überraschen, betrachtet einen Gegenstand 30 Minuten lang oder schaut sich ein Kunstwerk in einem Handspiegel an. „Ich hatte mir vorgenommen, ein Jahr lang täglich ins Museum zu gehen, aber ich liebe es so sehr, dass ich mir nicht vorstellen kann, jemals damit aufzuhören“, schreibt Rubin über ihre Erfahrung. Ihr Fazit, nachdem sie alles Mögliche ausprobiert hat, um ihre Sinne zu wecken: Die Welt um uns herum kann uns glücklich machen, berauschen und in Ekstase versetzen, wenn wir sie nur aufmerksam genug wahrnehmen. Nimm deine Kopfhörer ab und den Blick vom Handy und erfreue …

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FENSTER INS GRÜNE

Immer mehr Influencer:innen widmen sich in den sozialen Netzwerken Natur- und Nachhaltigkeitsthemen. Sie geben Einblick in ihr Leben am Waldrand, schreiben über Tierhaltung oder Gemüseanbau – und inspirieren Tausende zu einem neuen Naturerleben. Wer sind sie, was motiviert sie?

Als ich die Videos der Skandinavierin Jonna Jinton auf Instagram entdeckte, zogen sie mich sofort in ihren Bann. Neugierig und voller Sehnsucht verfolgte ich, wie diese Mittdreißigerin in den Wäldern Nordschwedens ein ganz anderes Leben führte als ich: Vor Jahren kaufte sie in einem kleinen Dorf ein baufälliges Haus. Seitdem lässt sie andere über die sozialen Netzwerke daran teilhaben, wie sie ihr Atelier renoviert, in einem zugefrorenen Fluss in einem Eisloch badet oder mit ihrem Hund Blaubeeren sammelt. Auch die Nordlichter, das magische Singen des Eises und Nachtwanderungen an Midsommar kann man mit Jonna (@jonnajinton) auf dem Smartphone erleben. Anfangs bekamen Jonnas Beiträge auf Plattformen wie Instagram und Youtube nur eine Handvoll Likes. Inzwischen verfolgen rund 1,5 Millionen Follower:innen ihren Alltag in der Natur. Und Jonna ist nicht die Einzige: Immer mehr Influencer:innen widmen sich auf ihren Kanälen einem grünen Lebensstil und rücken Naturthemen in den Fokus. Die Amerikanerin Paola Merrill (@the_cottage_fairy) etwa lebt in einer Waldhütte im ländlichen Washington und teilt von dort ihre Begeisterung für Wildblumen und das Gärtnern. Fotografin Leena Henningsen (@leena.henningsen) sucht in der Weite Norwegens ihr Glück und zeigt, welche Herausforderungen das Leben im Rhythmus der Jahreszeiten im hohen Norden mit sich bringt. Zum Wandern, Stricken unter freiem Himmel oder an den Badesee nimmt einen die Österreicherin Angelika Marangoni-Resch (@hellopippa) mit. Und die Autorin Madeleine Becker (@frau_freudig) berichtet von den Höhen und Tiefen des Hoflebens in Kärnten beziehungsweise neuerdings in der Steiermark. Sie alle haben mehrere Zehntausend bis über eine Million Follower:innen. Solche Zahlen waren vor nicht allzu langer Zeit eher charakteristisch für Lifestyle Blogger:innen, die sich im Wesentlichen mit Mode- und Beautytrends beschäftigten. Haben die Menschen heute ein größeres Interesse am naturnahen, einfachen Leben?

Foto: Shutterstock

Hüttenromantik zum Scrollen
Die Kommunikationswissenschaft erin Emmelyn Croes von der Universität im niederländischen Tilburg forscht über Phänomene und Strömungen in den sozialen Netzwerken. Sie stellt tatsächlich eine inhaltliche Verschiebung fest: Es gebe immer mehr Menschen, die in ihren Fotos und Texten ein bewusstes, gesundes Leben in den Mittelpunkt stellen. „Wir beobachten eine Tendenz zu weniger Konsum und einen Trend zu Minimalismus und mehr Authentizität. Umweltbewusstsein spielt schon seit ein paar Jahren eine größere Rolle, immer mehr Menschen ernähren sich pflanzlich. Wir sehen auch, dass Nischenthemen mehr Aufmerksamkeit bekommen und nicht länger nur große Beauty- oder Lifestyle-Influencer:innen“, sagt Croes. Auch die Kunsthistorikerin Agnieszka Wodzińska beobachtet in den sozialen Medien eine „Aufwertung der Natur“, wie sie es nennt. Im Rahmen ihrer Recherchen untersuchte sie den Hashtag #cottagecore, der in Zusammenhang mit dem ländlichen Leben oft verwendet wird. Der Begriff setzt sich aus dem englischen Wort „Cottage“ für Landhaus und dem Word „Hardcore“ zusammen. „Cottagecore“ stehe sinnbildlich für die Kraft der Natur, die Freude am Heimwerken und an handwerklichen Fähigkeiten wie Brotbacken oder Stricken. Hüttenromantik zum Scrollen sozusagen. Die Kunsthistorikerin sagt: „Dieser Trend erinnert mich an eine Entwicklung des 18. Jahrhunderts, als die Menschen im Zuge der industriellen Revolution in die Städte zogen. In der Kunst kamen damals Themen auf, die die Natur und das einfache Leben betonten und romantisierten. Die Naturinfluencer:innen tun im Prinzip etwas ganz Ähnliches: Auch sie stellen eine Gegenbewegung zu den technischen Errungenschaften unserer Zeit dar.“ Für Agnieszka Wodzińska ist es wenig überraschend, dass die grünen Macher:innen vor allem in den Pandemiejahren so populär wurden. Als Reise- und Kontaktbeschränkungen…

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