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Die neue Ausgabe von Flow ist da.
Halt finden in stürmischen Zeiten:
Trennung, Jobverlust, Krankheit – manchmal wirft uns das Leben aus der Bahn, wir verlieren die Orientierung. Was uns hilft, solche Phasen durchzustehen und an ihnen sogar zu wachsen
Sorry, ich bin nicht erreichbar
Du verliebst dich immer wieder in unzugängliche Menschen? Oder hast selbst Probleme, dich auf Beziehungen einzulassen? Was dahintersteckt
Lebenslauf-Interview: Thekla Wilkening
Mit 25 gründete sie Deutschlands erstes Mietmodell für Mode. Heute kämpft die Mutter einer Tochter mit Down-Syndrom für eine gerechtere Welt
Es ist nie zu spät, sich zu ändern
Indem wir uns auf kleine Erfolge konzentrieren, können wir jederzeit neue Verhaltensmuster etablieren, sagt die Neurowissenschaftlerin Nicole Vignola
Gärtnern in der Stadt
Immer mehr öffentliche Brachflächen werden in kleine Gärten verwandelt. Das ist gut für die Umwelt – und unsere seelische Gesundheit
Porträt: Barbra Streisand
Mit starkem Willen und noch mehr Talent gelang der Sängerin, Schauspielerin und Regisseurin der Aufstieg aus einfachen Verhältnissen zu einem der größten Stars in Hollywood
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Total verspannt
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Buchtipps für das Frühjahr
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Zusammenleben neu gedacht
In Brandenburg nutzen Kreative leer stehende Gebäude, um spannende Projekte auszuprobieren. Wir haben uns ein paar von ihnen angesehen
✂️ Papierextras: Lesezeichen & Bastelbüchlein
Das Titelbild hat die Illustratorin Xuan Loc Xuan gestaltet. Wir wünschen dir viel Freude beim Lesen und Entdecken!
LESEPROBEN aus der neuen FLOW
FLOW Nummer 89
Halt finden in stürmischen Zeiten
Trennung, Umzug, Jobverlust: Manchmal wirft uns das Leben aus der Bahn, wir fühlen uns orientierungslos. Was uns hilft, durch solche Phasen hindurchzusteuern, und welche Chancen darin liegen,
untersucht Annemiek Leclaire.
Als meine Kinder kurz nacheinander beide das Haus verließen, war das ein gravierender Einschnitt: Obwohl ich mich freute, dass sie ihren Weg gingen, fühlte ich mich orientierungslos. Mein Leben schien plötzlich irgendwie nicht mehr zu mir zu passen. Es herrschte Leere im Haus. Eine lange Zeit der Fürsorge war zu Ende, mein gewohnter Rhythmus gestört. Ich wusste manchmal nicht einmal mehr, wann und was ich essen sollte. Und wer war ich eigentlich ohne diese tägliche Mutterrolle? Ich kam mir angesichts der leeren Chipstüten und Bücherstapel in meinem Zuhause wieder wie eine Studentin vor. Und musste feststellen: So ein Umbruch kann sehr verwirrend sein. Es gibt diese Zeiten, in denen das Schiff des Lebens ins Schlingern gerät, vielleicht sogar in Seenot. Die See ist stürmisch, der Kurs unklar. Nichts ist mehr, wie es war, und man fürchtet, im aufgewühlten Wasser unterzugehen. Vielleicht, weil unser Herz gebrochen wurde, ein geliebter Mensch aus unserem Leben ging oder ein Job endete, der uns wichtig war. Vielleicht hatten wir einen schwereren Unfall oder mussten einen Umzug bewältigen, der mehr bedeutete als einen Ortswechsel. Ich blicke mittlerweile auf einige solcher Umbrüche zurück, und so unterschiedlich meine Lebenssituation jeweils war: Jeder dieser Wendepunkte rüttelte vieles durcheinander oder stellte meine Welt ganz auf den Kopf.

Was alles in Bewegung geriet, verstand ich oft erst im Nachhinein. Und erst viel später erkannte ich, dass diese Lebenskrisen mir oft auch etwas Wertvolles gebracht haben. Dass in meinem Kopf oder meinem Herzen etwas passiert ist, das mich verändert hat, während ich in stürmischer See trieb. Der englische Dichter David Whyte würde es sehr poetisch so formulieren: Ich habe „das Gespräch mit dem Leben“ danach jedes Mal ein wenig andersgeführt. Aber an diesen Punkt muss man erst mal kommen. Der amerikanische Psychotherapeut Matt Licata bezeichnet solche Umbruchphasen in seinem Buch A Healing Space als „Dissolution“, ein chemischer Begriff für Auflösung oder Zerfall: Das Nervensystem ist durcheinander, bisherige Ankerpunkte sind verschwunden. „Das bringt eine gewisse Verwüstung mit sich und ist in der Regel nichts, was wir genießen oder uns freiwillig aussuchen“, beschreibt es Licata. Wenn er an die Abschiede und Neuanfänge zurückdenkt, die er in seiner Familie, in Partnerschaften, gesundheitlich und im Job erlebt hat, waren das keine Zeiten der Zufriedenheit und des Flusses, beschreibt der Autor. „Und ich war manchmal nicht sicher, ob ich es jemals wieder herausschaffen würde. In gewisser Weise ist mir das auch tatsächlich nicht gelungen – zumindest nicht als das ‚Ich‘, das vorher da war“, stellt Licata fest.
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Flow Nummer 89
Urban Gardening
Immer mehr Menschen pflegen kleine Gärten oder Blumenbeete auf öffentlichen Flächen.
Damit holen sie nicht nur mehr Grün in die Stadt, sondern tun
auch ihrer mentalen Gesundheit etwas Gutes.
Text: Suzanne de Boer, Eva Ess
Wenn man in Städten wie München, Berlin oder Hamburg unterwegs ist, fallen sie einem immer öfter auf: liebevollangelegte Gärtchen am Fuße von Bäumen am Straßenrand, Wiesenstücke mit Kornblumen und Klatschmohn auf Verkehrsinseln, üppige Staudenbeete auf vormaligen Brachflächen. Anwohner:innen begrünen zunehmend städtische Flächen – sei es, weil sie keinen eigenen Garten oder Balkon besitzen oder schlichtweg aus Freude an mehr Grün in ihrer Umgebung. Die Pflanzen verschönern jedoch nicht nur das Stadtbild, sondern sind immer häufiger bewusst so ausgewählt, dass sie die Biodiversität fördern.
WILDBIENEN
Das ist gut und wichtig, denn die Zahl der Pflanzen- und Insektenarten geht in vielen Gebieten zurück, bestätigt Silvia Gonzalez von Green City e. V. Im Jahr 2019 beteiligte sich der Verein am erfolgreichen Volksbegehren für mehr Artenvielfalt in Bayern und setzt sich seitdem verstärkt für Biodiversität ein. Anstelle von Geranien wachsen heute beispielsweise Wildstauden am Münchner Rathaus, die sich als Nahrungsquelle besser für Bienen eignen. „Vor allem Bienen sind wichtig für uns, denn sie bestäuben unsere Obst und Gemüsepflanzen“, sagt Gonzalez. Neben Honigbienen, die von Imker:innen gehalten werden, gibt es in Deutschland mehr als 550 Wildbienenarten. „Sie brauchen Pflanzen, um sich Nektar zu holen, und Nisthilfen wie Sandarien und Kräuterspiralen, um sich zu vermehren. Ohne diese Rückzugsorte können sie nicht überleben“, sagt Gonzalez. Seit der Gründung vor 35 Jahren gewinnt ihr Verein stetig neue Mitstreiter:innen. „Wir betreuen Gemeinschaftsgärten und engagieren uns für die Begrünung von Gebäuden und Innenhöfen. Anwohner:innen übernehmen in Absprache mit uns Patenschaften für öffentliche Flächen und bepflanzen Grünstreifen oder Baumscheiben mit Stauden, Sträuchern und Blumen.“ Die Pflanzen ziehen Bienen, Hummeln, Fliegen und Schmetterlinge an und haben spürbaren Einfluss auf das Klima der Stadt. „Die Temperaturen steigen jedes Jahr und Starkregen nimmt zu. Begrünung ist die wirksamste Methode, um die Luft zu kühlen und dafür zu sorgen, dass Wasser versickern kann.“
BESSER ALS FITNESSSTUDIO
Mehr Grün um uns sorgt aber nicht nur für mehr Artenvielfalt und besseres Klima, sondern tut auch unserer Gesundheit gut. Darüber schreibt Katherine Willis, Professorin für Biodiversität, in ihrem Buch „Die Superkraft der Pflanzen“. Sie verweist auf eine Metastudie der Universität Tokio, die die positiven Auswirkungen des Gärtnerns auf Körper und Seele belegt.
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