Kategorie: Das erwartet dich…

DIE NEUE FLOW IST DA!

DIE NEUE FLOW!

Ab sofort am Kiosk oder per Post zu dir nach Hause bestellen:
die neue Ausgabe von Flow  ist da.

Hier kommt deine Sommerlektüre! Die neue Flow ist ab heute am Kiosk und in unserem Onlineshop zu haben. Das sind die Themen in dieser Ausgabe:

Leichter leben
Der Job, die Familie, die Lage der Welt – es gibt viele Gründe, sich Sorgen zu machen. Wie wir uns nicht in ihnen verlieren und mehr Leichtigkeit gewinnen

Achtsam trinken
Ein Jahr ohne Alkohol machte unserer Autorin klar, wie gut Verzicht tut. Heute trinkt sie kaum, aber mit viel Genuss

Lebenslauf-Interview: Bettine Vriesekoop
Als Profi-Tischtennisspielerin war sie es gewohnt, über ihre Grenzen zu gehen. Erst ein Burn-out veränderte alles

Eine zweite Chance
Tiefe Enttäuschungen zu verzeihen ist schwer. Wann es lohnt, jemandem die Tür wieder zu öffnen – und wann nicht

Minikurs: Schwimmen in der Natur
Warum uns das Baden in Naturgewässern so guttut und genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, damit anzufangen

Lustvoller leben
Je besser wir uns und unseren Körper kennen, desto mehr Lust empfinden wir beim Sex. Wie das gelingt, weiß Sexualforscherin Elise van Alderen.

Porträt: Tove Ditlevsen
Sie schrieb über die Höhen und vielen Tiefen ihres Lebens – ihre Offenheit und ihr Mut machen sie relevanter denn je

Mehr ist mehr
Ausmisten war gestern. Der neueste Wohntrend heißt Cluttercore und schafft Raum für liebe Erinnerungen und schönen Krimskrams

Ganz in meinem Rhythmus
Im Urlaub können wir endlich so leben, wie es unserer inneren Uhr entspricht. Das entspannt und gibt Energie. Wie sich das in den Alltag übertragen lässt

Kreative Auszeit
Auf einem Gutshof hat sich Redakteurin Maike Knorre ein langes Wochenende im Porzellandrehen ausprobiert. Und dabei viel über sich selbst gelernt

✂ Papierextras
Klebetattoos und ein Reisetagebuch

Das Cover hat Tara Deacon  illustriert. Wir wünschen dir viel Freude beim Lesen und Entdecken!

LESEPROBEN aus der neuen FLOW

FLOW Nummer 83

Sorgen loslassen, LEICHTER LEBEN

Es gibt viele Gründe, beunruhigt zu sein: wegen des Jobs, Beziehungen, der momentanen Weltlage. Wie wir es schaffen, uns nicht im Sorgenkarussell zu verfangen, sondern trotz alledem mit Leichtigkeit zu leben - damit hat sich Annemiek Leclaire beschäftigt

Der Mond scheint hell durch mein Dachfenster. Doch statt selig zu schlafen, starre ich an die Decke und bekomme vor lauter Sorgen kein Auge zu. Eine Mischung aus Angst, Pessimismus und Selbstvorwürfen hat mich befallen, sowohl in Bezug auf mich selbst als auch auf die Lage der Welt. Obwohl ich in meinem Nachthemd gerade rein gar nichts ausrichten kann, mache ich mir Sorgen wegen eines umfangreichen Arbeitsprojekts, das wie ein Berg vor mir liegt, frage mich, ob meine Kinder im Stillen unglücklich sind und ob meine Mutter nach einer schweren Operation wieder laufen können wird. Hinzu kommen Ängste wegen der beunruhigenden Nachrichten aus der Welt: Krieg, Klimakatastrophen und politischer Extremismus dominieren nicht nur die Schlagzeilen, sondern in diesem Moment auch meinen Kopf. Als wäre das nicht genug, gesellt sich zu ihnen die Befürchtung, dass ich als Autorin demnächst keine Arbeit mehr haben werde, weil schlaue Programme wie ChatGPT inzwischen ausgefeilte Romanideen und ganze Texte liefern.

FINSTERE STIMMEN
Ziemlich viel Stoff für eine Nacht, seufze ich erschöpft, und muss an eine Rede von Elizabeth Gilbert denken. Die Schriftstellerin spricht darin offen über ihre mentale Gesundheit und sagt: „Ich habe rund um die Uhr damit zu tun, mein seelisches Gleichgewicht zu bewahren. Um hier oben alles im Griff zu behalten.“ Dabei tippt sie sich an den Kopf: „Da drin geht es manchmal zu wie in einem Irrenhaus. Ich bin noch nicht ganz wach, da werde ich schon von finsteren Stimmen attackiert, die mich runtermachen und schreckliche, beängstigende, lebensvernichtende Geschichten über mich selbst und die Welt hervorbringen.“ Glücklicherweise habe sie erkannt, dass sie ihren Gedanken nicht machtlos ausgeliefert ist. So lernte sie im Laufe der Jahre, die Untiefen zu umschiffen, erzählt Gilbert. Mir gelingt das bisher nicht und ich frage mich: Wie geht das, Leichtigkeit zu bewahren, wenn die Weltlage bedrohlich bei uns anklopft und sorgenvolle Stimmen immer lauter werden? Und inwieweit ist es auch für uns als Gesellschaft gut, wenn Menschen mit Zuversicht nach vorn schauen statt zu verzweifeln?

Foto: Shutterstock

In der englischen Sprache gibt es für den Zustand, den ich nachts im Moment häufiger erlebe, den Begriff Anxiety. Übersetzt wird er mit Angst, aber eigentlich beschreibt Anxiety mehr: Sorgenvolle Zukunftsgedanken gehen Hand in Hand mit Furcht, Unbehagen und einem Gefühl der Hilflosigkeit. Weil das englische Wort als Sammelbegriff so treffend auf den Punkt bringt, was viele Menschen fühlen, wird auch hierzulande oft von Anxiety gesprochen. Und tatsächlich haben Ängste und Sorgen in letzter Zeit zugenommen. Im Rahmen einer repräsentativen Langzeitstudie ermittelt die R+V Versicherung jährlich den Angstindex der Deutschen. Er erreichte 2023 das höchste Niveau seit fünf Jahren – die Menschen sind deutlich besorgter als in den Jahren zuvor. Neben der Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten und davor, dass Wohnen unbezahlbar wird, fürchten viele Menschen eine Spaltung der Gesellschaft und politische Konflikte, Kriege, die Folgen des Klimawandels und Naturkatastrophen. Im Langzeitvergleich zeigt die Untersuchung außerdem, dass Frauen stärkere Zukunftssorgen verspüren als Männer.

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Flow Nummer 82

zurück ins gleichgewicht

Psychische Probleme haben oft mit unserem Arbeitsumfeld zu tun oder äußern sich dort. Das nehmen immer mehr Unternehmen ernst und unterstützen die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden, indem sie Onlinesitzungen mit Psycholog:innen organisieren

Der schönste Tag des Jahres 2022 war für mich der, als ich mit einem Freund in seinem kleinen grünen Subaru über holprige Landstraßen durch die ungarische Landschaft tuckerte, ein paar Stunden Fahrt von meinem Wohnort Budapest entfernt. Es war Juni, die Sonne schien, und überall blühte der Holunder – das war auch der Grund für unseren Ausflug. Mit einer Heckenschere bewaffnet stieg ich irgendwo neben einer Wiese aus und machte mich auf die Suche nach den duftenden weißen Büschen. Am Ende des Tages kehrten wir mit zwei großen Ikea Taschen voller Holunderblüten zurück nach Hause; meine Latzhose war vorne ganz gelb vom Blütenstaub, und ich glücklich.

INNERES BLUMENPFLÜCKEN
In dem Buch Tomorrowmind, geschrieben von der Ärztin Gabriella Rosen Kellerman und dem Psychologen Martin Seligman, stieß ich später auf einen Erklärungsansatz für das Glücksgefühl, das ich an diesem Tag verspürte: Von allen Aufgaben, die es gibt, ist mein Kopf scheinbar am besten zum Pflücken wilder Blumen geeignet. Denn die Entwicklung des menschlichen Gehirns verläuft langsam; evolutionär betrachtet haben wir sozusagen erst vor Kurzem begonnen, unseren Lebensunterhalt auf moderne Art und Weise zu verdienen. 200 000 Jahre lang waren wir Jäger:innen und Sammler:innen (was in der Praxis vor allem bedeutete, Wildpflanzen zu pflücken), dann 10 000 Jahre lang Bäuerinnen und Bauern. Erst vor 300 Jahren begann das Industriezeitalter, in dem sich unser Arbeitsalltag allmählich dahin veränderte, wie wir ihn heute als moderne Menschen des 21. Jahrhunderts kennen.

Foto: Shutterstock

Ein normaler Arbeitstag in meinem Leben sieht – wie bei wahrscheinlich vielen anderen auch – ganz anders aus als jener Tag im Juni: Ich verbringe ihn in der Regel allein und sitze die überwiegende Zeit am Computer. Wenn überhaupt, gehe ich nur für einen kurzen Spaziergang durch die städtische Umgebung vor die Tür. Nachdem ich viel gearbeitet habe, kann ich mich nur selten aufraffen, Leute zu treffen, und verbringe abends deshalb noch mehr Zeit alleine. Diese Umstände hätten eine unmittelbare Auswirkung auf mein psychisches Wohlbefinden, argumentiert Martin Seligman. Würde ich hingegen jeden Tag mit einem Freund Holunderblüten ernten, ginge es mir viel besser.

Dass unser tägliches Arbeitsumfeld einen großen Einfluss auf unsere Psyche hat, erkennen zum Glück immer mehr Unternehmen. Gleichzeitig wächst das Verständnis für psychische Beschwerden, und es gibt ein Bewusstsein dafür, dass wir uns auch dann innerlich schlecht fühlen können, wenn wir produktiv arbeiten oder unsere Kolleg:innen mit einem fröhlichen „Hallihallo!“ begrüßen. Oft liegt das an Faktoren im Privatleben, mit denen umzugehen gerade schwerfällt und die dann wiederum ins Arbeitsumfeld hinüberschwappen. So oder so können wir mental beeinträchtigt sein, ohne an einer Krankheit zu leiden, sagt die Psychologin Helen van Empel. „Die Vorstellung, dass man entweder ‚etwas hat‘ oder nicht, ist heutzutage überholt.“

Aus diesem Grund hat van Empel 2020 das Unternehmen Yet gegründet, das psychologische Hilfe in einzelnen Onlinesitzungen anbietet. Zu den Kunden zählen neben Privatpersonen auch immer mehr Arbeitgebende, denen die mentale Gesundheit ihrer Angestellten am Herzen liegt. Sie können über die Plattform eine Therapiestunde mit zertifizierten Psycholog:innen für ihre Mitarbeitenden buchen, wenn deren Probleme über das hinausgehen, was sich im Arbeitskontext lösen lässt. Das Besondere: Schon ein einziges vertrauliches Gespräch mit den Expert:innen soll dabei helfen, die aktuelle Situation zu verbessern.

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